Im letzten KI-Treff drehte sich alles um KI-gestützte persönliche Assistenten – oder besser gesagt: um KI-Tools, die sich als persönliche Assistenten eignen. Im Mittelpunkt unserer Diskussion standen die Tools NotebookLM, mymind und Rewind, die alle unterschiedliche Ansätze verfolgen und verschiedene Anwendungsmöglichkeiten bieten. Dabei haben wir nicht nur die Stärken und Potenziale dieser Technologien besprochen, sondern auch die Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung einhergehen.
NotebookLM: Ein Language Model im Notizbuch-Format
NotebookLM war das Hauptthema unseres Austauschs. Dieses KI-Tool ermöglicht es, personalisierte Sprachmodelle zu erstellen, die als eine Art intelligenter Assistent fungieren können. NotebookLM geht einen Schritt weiter als andere KI-basierte Anwendungen: Nutzer:innen können in einem Notebook ihre eigenen Dokumente, Daten und Links als Quellen hinterlegen; aber anders als beispielsweise bei ChatGPTs Custom GPTs kann NotebookLM auch auf keine anderen Informationen zugreifen. Das bedeutet, dass jede Anfrage, die nicht mit den selbst angelegten Quellen bearbeitet werden kann, nicht erfüllt wird – und keine Halluzinationen oder falschen Daten eingebunden werden. Stattdessen sagt NotebookLM eindeutig: Diese Anfrage kann ich mit den vorliegenden Daten nicht beantworten.
Diese Notebooks können daher als maßgeschneiderte Assistenten fungieren, die insbesondere bei der Erstellung von Berichten, dem Organisieren von Informationen oder während Brainstorming-Phasen unterstützen. Gerade für Berichte und Protokolle eignet sich NotebookLM sehr gut, da man als Nutzer:in davon ausgehen kann, dass nur vorgegeben Daten verwendet werden. Beispielsweise können Anträge, Dokumentation und Ergebnisse sowohl als Dokumente als auch als Links in einem Notebook hinterlegt werden. Im Chat mit dem Notebook kann dann rund um das hinterlegte Projekt gearbeitet werden, ohne sich um fehlerhafte Informationen sorgen zu müssen. NotebookLM verlinkt dabei im Gespräch auch die verwendeten Quellen an den jeweiligen Stellen. Als kostenloses Tool ist NotebookLM somit für viele Arbeitszusammenhänge sehr überzeugend. Nur an eins muss man sich gewöhnen: Der Chatverlauf wird nicht gespeichert. Will man eine bestimmte Chatnachricht der KI behalten, muss man ausdrücklich „In Notiz speichern“ auswählen.
mymind: Ideen sammeln und systematisch durchsuchen
mymind ist ein weiteres spannendes, aber kostenpflichtiges Tool, das zunächst dazu entwickelt ist, Ideen, Bilder, Links und Texte zu sammeln und zu organisieren. Diese Sammlungen oder thematisch sortierten Mappen dienen als persönliches Archiv, das mithilfe von KI sortiert wird. Im etwas teureren Plan bietet mymind auch KI-Zusammenfassungen von Artikeln usw. an. Die KI ermöglicht es, die gesammelten Inhalte problemlos zu durchsuchen und daraus neue Verbindungen und Einsichten zu gewinnen. So kann beispielsweise eine Reihe von Artikeln oder Bildern aufgerufen werden, die zu einem bestimmten Thema gespeichert wurden, und die KI-Suche hilft dabei, Zusammenhänge zu erkennen, die dem:der Nutzer:in vorher vielleicht nicht bewusst waren. Dieses KI-gestützte Durchsuchen und Strukturieren der eigenen Daten öffnet Türen für kreative Prozesse und inspiriert zu neuen Ideen, die aus der persönlichen Sammlung heraus entstehen. Damit bietet mymind die Möglichkeit, eigene Inhalte auf eine völlig neue Weise zu nutzen.
Rewind: Den eigenen Arbeitstag zurückspulen
Rewind ist eine ganz andere Art Assistent als NotebookLM und mymind. Während die beiden anderen Tools auf die Sammlung und Verarbeitung vorhandener Daten setzen, funktioniert Rewind als persönlicher Assistent, der den ganzen (Arbeits-)Tag beobachtet und wiedergeben kann. Das Tool zeichnet kontinuierlich alle Aktivitäten auf dem Bildschirm eine:r Nutzer:in auf und speichert sie. In der kostenfreien Version kann dann diese Aufzeichnung (manuell) durchsucht werden – aber in der kostenpflichtigen Version hat man die Möglichkeit, KI zu nutzen, um die Daten über den eigenen Tag verarbeiten zu lassen. Die KI kann Gesagtes und Gehörtes zusammenfassen, Fragen zum Tag beantworten, Transkripte erstellen etc. Als Assistent ist Rewind also das beeindruckendste Werkzeug.
Obwohl dieses Potenzial beeindruckend ist, bleiben wir natürlich skeptisch. Dieser umfassende Einblick in das Nutzer:innenverhalten wirft auch erhebliche Bedenken auf. Im KI-Treff war die Diskussion um die ethischen und datenschutzrechtlichen Implikationen dieses Tools besonders intensiv. Obwohl Rewind angibt, die Daten lediglich lokal auf dem Gerät der Anwender:innen zu speichern, bleiben Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung persönlicher Daten und der Frage, wie sicher diese Informationen tatsächlich sind. Ein durchgehender Zugriff auf sämtliche Aktivitäten eines Nutzers ist eine mächtige, aber auch riskante Funktion, die gründlich überlegt werden sollte. Wer sich für Rewind interessiert, sollte sich vor allem mit den Sicherheitsversprechen gut auseinandersetzen und Risiken und Vorteil individuell abwägen.
KI-Assistenten: Viele Möglichkeiten für verschiedene Ziele
Unser Gespräch über KI(-gestützte) persönliche Assistenten hat gezeigt, dass diese Tools enormes Potenzial bieten, die Art und Weise, wie wir arbeiten und organisieren, grundlegend zu verändern. NotebookLM überzeugte durch seine Möglichkeit, eigene Daten für die Erstellung maßgeschneiderter Sprachmodelle zu nutzen, während mymind durch seine KI-Erweiterung besonders kreative Prozesse unterstützen kann, indem es Nutzer:innenn neue Wege eröffnet, ihre gesammelten bzw. archivierten Inhalte zu nutzen. Rewinds Ansatz hat uns beeindruckt, aber auch am meisten verunsichert. Die Frage nach einer Balance zwischen Privatsphäre und dem produktiven Gewinn durch datenverarbeitende Tools wird uns in Zukunft sicher immer wieder beschäftigen und immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.