Im Rahmen unseres letzten KI-Treffs haben wir uns mit zwei Plattformen auseinandergesetzt, die vielleicht am ehesten als „Meta-Tools“ bezeichnet werden können: Poe und Future Tools. Beide Anwendungen ermöglichen auf verschiedene Art den Zugriff auf eine Vielzahl von KI-Anwendungen über eine zentrale Seite, wodurch sie besonders nützlich für alle sind, die die neusten KI-Entwicklungen testen wollen, ohne stundenlang zu recherchieren.

Poe: Eine Plattform, viele KI-Gesprächspartner

Poe ermöglicht es Nutzer:innen, verschiedene KI-Sprachmodelle wie GPT, Claude, Gemini und andere über eine einzige Plattform zu nutzen. Wie auch bei ChatGPT chattet man bei Poe mit der KI, allerdings hat man hier die Wahl, mit welcher. Anstatt dass man zwischen verschiedenen Websites oder Diensten wechseln oder sich zahlreiche neue Nutzerkonten anlegen muss, um mit unterschiedlichen KI-Modellen zu interagieren, findet man bei Poe zahlreiche bekannte KIs zentral vereint. Beispielsweise kann man bei Poe auch mit Claude chatten, einem beliebten Sprachmodell, das ansonsten aus Europa nicht benutzt werden kann. Einige leistungsstarke Modelle sind dabei nur für Abonnenten zugänglich, beispielsweise GPT-4, aber prinzipiell ist die Nutzung von Poe kostenlos. Nutzer:innen bekommen täglich Credits zugeteilt und jede Nachricht an einen KI-Bot kostet eine bestimmte Anzahl Credits, die im Chatfenster angezeigt wird. Dabei variieren die Credit-Kosten pro Bot zwischen ca. 30 bis 200 Credits.

Alte bekannte und individuelle Anpassungen: Die KI-Bot-Zentrale

Die zentrale Stärke von Poe.ai liegt in seiner Nutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit. Durch die Zusammenführung verschiedener KI-Chatbots auf einer Plattform müssen die Nutzer:innen nur ein Konto erstellen und verwalten. Diese Integration verschiedener KI-Dienste in eine einzige Benutzeroberfläche vereinfacht den Umgang erheblich, zumal neben Text-KIs auch Bild-KIs wie Stable Diffusion angeboten werden. Daneben bietet Poe aber einige weitere praktische Vorteile. Wie sonst nur bei kostenpflichtigen Angeboten wie ChatGPT 4.0 (Abo), kann man bei Poe immer Dateien in den Chat hochladen, mit denen der jeweilige Bot dann umgehen soll. Man kann andere Bots in eine Unterhaltung miteinbeziehen – z.B. eine Bild-KI in einen Chat mit einer Text-KI, wie ChatGPT 4.0 es mit Mentions erlaubt.

Mit das spannendste Feature von Poe dürfte aber sein, dass Poe das erstellen eigener Bots ermöglicht, und zwar auch für Nutzer:innen mit kostenfreien Konten. Über die spannenden Möglichkeiten von personalisierten Bots haben wir schon mal gesprochen (Flexible KI-Assistenten: Custom GPTs in ChatGPT 4.0) und Poe bietet einen spannenden Einstieg in diese Optionen. Bei der Bot-Erstellung wird zunächst ein Basis-KI-Modell gewählt: Soll der Bot auf der Grundlage von GPT, Claude, Gemini usw. funktionieren? Der Bot bekommt einen Namen und dann hinterlegt man den Prompt, der den eigenen Bot auszeichnet, also die Handlungsanweisung, die das Verhalten des Bots maßgeblich bestimmt. Da es hier, anders als bei ChatGPT, keine Begleitung für diesen Prozess gibt, lohnt sich vorab eine Recherche, um einen möglichst effektiven Prompt für den eigenen Bot zu hinterlegen. Zuletzt kommt der spannendste Aspekt eigener Bots: Man kann auch hier Dateien hochladen und sie werden als sogenannte „Wissensquelle“ hinzugefügt. Auf diese Art bietet man dem Bot Zugriff auf spezifische, individuelle Inhalte. So kann man den Bot für die eigenen Inhalte schulen, mit denen die Basis-KI-Modelle sich vielleicht weniger gut auskennen.

Diese selbstgebauten Bots funktionieren nach demselben Bezahlprinzip: Jede Nachricht kostet die Anzahl von Credits, die auch eine Nachricht an das jeweilige Basis-Modell kostet. Sie können privat bleiben oder veröffentlich und mit der Community auf Poe geteilt werden. Poe bietet sogar die Möglichkeit, die Nutzung der selbstgebauten Bots zu monetarisieren. Auch die Option, die Bots öffentlich zu teilen, macht Poe als Plattform spannend, denn zahlreiche User:innen teilen dort Bots zu allen möglichen Szenarien und Anwendungsfällen. Neben den bekannten Basis-KI-Bots kann man also seine Unterhaltung auch direkt mit einem nutzer-konfigurierten Bot beginnen. Durch diese Bot-Building-Option bietet Poe Zugang zu einer der spannendsten KI-Funktionen, ohne dass dafür ein Abo abgeschlossen werden muss.

Future Tools: Zugang zu einer breiten Palette von KI-Anwendungen

Future Tools etabliert sich als Datenbank, sogar fast schon als eine Art Suchmaschine für KI-Tools und stellt damit eine wertvolle Ressource für jeden dar, der spezifische KI-Anwendungen sucht. Die Plattform listet fast 3000 verschiedene KI-Tools auf, die von einfachen Chatbots bis hin zu komplexen Analysewerkzeugen reichen. Man kann einfach nach bestimmten Stichworten suchen und erhält alles, was auf der Plattform zum Thema gelistet ist. Die Einträge linken dann jeweils auf die KI-Anwendung.

Der größte Nutzen von Future Tools liegt in seiner umfassenden Filterfunktion, die es ermöglicht, nach Thema, Einsatzbereich sowie zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Optionen zu suchen. Dies macht es besonders praktisch für Benutzer, die gezielt nach KI-Lösungen suchen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Plattform dient als zentrale Anlaufstelle, um die breite und oft unübersichtliche Landschaft der KI-Tools zu navigieren. Derzeit erscheint es einem manchmal, als würden täglich neue KI-Tools auftauchen, und es ist schwer, mit neuen Entwicklungen Schritt zu halten. Future Tools ist daher als Anlaufstelle sehr zu empfehlen, um immer neue Tools zu entdecken.

Wir haben in unserer Diskussion im KI-Treff großes Potenzial in der Weiterentwicklung dieser Meta-Tools gesehen und sind gespannt darauf, wie uns der Umgang mit KI in Zukunft weiter erleichtert und noch besser erschlossen wird durch Angebote wie Poe und Future Tools.